Abschlussfahrt Sylt 2012
oder
Feiern bis zum Abszess
Da standen wir nun wieder früh morgens am Bremer Hauptbahnhof, bereit gen Norden zu ziehen und auf unserem Sylt den Stürmen zu trotzen.
Selbstredend, dass der Bremer Meistertitel (Ü 40) wieder im Gepäck war.
Apropos Gepäck: mit fortschreitendem Alter wird der Beautycase immer schwerer und somit auch der Koffer. Nun gibt es zwar einen Fahrstuhl pro Gleis, aber da muss man Wartemarken ziehen und darf erst am Nachmittag mitfahren.
Also fröhliches Schleppen, denn auf Kofferrollbänder hat man bei der Modernisierung vorsichtshalber verzichtet.
Dann gleich das nächste Desaster: Wir hatten den Gesindel-Express nach Hamburg gebucht und da herrscht striktes Alkoholverbot. Dass es im Hamburger Bahnhof auch keine Kofferrollbänder gibt, verdient nicht weiter der Erwähnung, wird aber von den betagten Bandscheiben mit deutlichen Störgeräuschen quittiert.
Alex hatte wieder seinen Flux-Kompensator dabei, den Bert mit neuester und ältester Musik fütterte und somit endlich Partystimmung aufkam.
Im Anschlusszug nach Sylt dann der nächste Schock: der Strick- und Klöppelverein „Heiße Nadel“ hatte sich im Abteil breit gemacht und empfing uns und unsere Musik mit einer Mischung aus Verachtung und Mordbereitschaft. Noch bevor sich der Zug in Bewegung setzte, verließ die ca. 15 (weiß-)köpfige Meute fluchtartig das Abteil, um sich im hinten angehängten Depri-Waggon neu zu formieren.
Wer nun aber gedacht hatte, dass man zum gemütlichen Teil übergehen konnte, sah sich nach wenigen Minuten böse getäuscht, denn es folgte der Auftritt einer weiblichen Lehrkraft, die mit ihrer Schulklasse das gleiche Abteil gebucht hatte. Sie bat uns um Reduzierung der Musiklautstärke auf Zimmertemperatur. Nun gerieten wir in einen Interessenskonflikt, da aus dem vorderen Bereich, von einer weiteren Reisegruppe, die Aufforderung nach Vollgas kam.
So musste Alex nun leider Frl. Rottenmeier (frei nach Heidi) beibringen, dass sie ihr letztes pädagogisches Update kurz nach der letzten Eiszeit draufgespielt bekommen hatte und sich mal um ein Neues bemühen müsste. Ihren Gesichtsausdruck habe ich zuletzt in dem Film „Kettensägenmassaker“ gesehen, aber sie gab vorerst Ruhe. Nach Ihrem 2. Auftritt verließen dann ihre armen Schüler in Husum den Zug, nicht ohne zuvor ein gemeinsames „We shall overcome“ geschmettert zu haben, welches nicht ganz zu Bert’s „Westerland“ passte.
Da unser lieber Jürgen leider nicht mit uns reisen konnte (an dieser Stelle weiterhin gute Besserung und alles, alles Gute!!!), fragten wir bei der Zugbegleitung nach, ob man seinen bereits entrichteten Fahrpreis zurückerstattet bekommen kann. Was wir dann zu hören bekamen, hätten Einstein und Archimedes im Gleichschritt zuerst in den Wahnsinn und dann in die offene See getrieben:
Bei Rückerstattung müssten wir draufzahlen, da sich der Fahrpreis für die Gruppe verteuert!!!!
Gut, dass Alex in der Schule war und so bekam er die Aufgabe von uns zu errechnen, mit wie vielen Fußballern wir reisen müssen, um gar nicht mehr bezahlen zu müssen. Der Tarifdschungel der Bahn ist wirklich undurchdringlich. Alex rechnet immer noch.
Nach obligatorischem Boxenstopp am Gosch-Stand bezogen wir dann unsere Zimmer in unmittelbarer Nähe und machten uns wieder auf ins Sylter Nachtleben, wo uns erstmalig die weißen Fledermäuse der Insel auffielen, die über unseren Köpfen kreisten.
Am nächsten Tage ging es gegen Mittag wieder zum Bahnhof, um die nachgereisten Mitspieler gebührend in Empfang zu nehmen.
Alle waren bester Laune, nur unser Jörg humpelte uns entgegen, da ihn eine Entzündung im Bein mächtig plagte.
Mini lief am Gosch-Stand dann auch gleich zur Höchstform auf, in dem er einen Barhocker in der Fußgängerzone aufstellte und die Öffentlichkeit zum Thema „ 2 Stühle, eine Meinung“ aufrief. Er animierte die vorbeilaufenden Pärchen, sich nach langen Ehejahren mal richtig die Meinung zu geigen und einen Rentner, doch mal zu erzählen, wie schön das Gefühl ist, eine noch erhaltene Rente auf diesem bezaubernden Eiland zu versaufen.
Und dann kam der unvergessene Auftritt von zwei jungen Mädels, die wohl anlässlich einer Vatertags-Gegenveranstaltung den Alkohol intravenös bekommen hatten. Die eine legte sich infolge Volltrunkenheit neben Minis Hocker und drapierte sich mit ihrem Matjesbrötchen, nebst Salatblatt, Tomate und Gurke. So zum Lebendbüffet mutiert, musste ihre Freundin all ihre Kräfte aufbieten, um sie wieder in die Vertikale zu hieven.
Anschließend schrie sie uns unaufgefordert an, dass sie Meeresbiologin wäre und forderte uns lautstark auf, ihr auch unsere Berufe zu nennen. Mini konterte, dass wir Hartz 4 Empfänger in der 3. Generation wären und dass sie weiter schwimmen solle, was sie laut fluchend dann auch tat.
Was für eine Performance.
Sie bildete den Auftakt für einen weiteren gelungenen Abend mit fröhlichem Versacken beim hochprozentigen Inselgesöff „Hopp, Hopp, Hopp“
Am nächsten Tage trieben wir dann auf der Uferpromenade unser Unwesen. Hier war eine maritime Meile zum stattfindenden Surfcup aufgebaut worden, die uns einen netten Rahmen für den Verzehr weiterer hochgeistiger Getränke lieferte.
Den Surfcup hat niemand wirklich verstanden, selbst die Moderatoren nicht, was aber zur allgemeinen Belustigung beitrug. Gab es doch hier am Rande Krötenwanderungen zu beobachten und Nappofiguren in Neoprenanzügen.
Am Samstag kam es dann ganz dicke. Jörg wurde mit seinem Bein vom Inselarzt zu einem Inselchirurgen überwiesen, der weit über die norddeutschen Grenzen hinaus für seine ambulanten Organverpflanzungen bekannt war.
Motto: „morgens eine neue Leber und mittags schon wieder in der Strandbar“.
Nach bestätigten Überlieferungen konnte er mit seinen Betäubungsspritzen besser umgehen, als jeder Sushi-Koch mit seinen Messern und befreite unseren armen Freund mit kessem Schnitt von einem Beinabszess in der Größe einer Frikadelle. Nun noch schnell das Loch im Bein lustig verklebt und schon stand Jörg wieder vor uns. Dieser spaßige Eingriff beförderte unseren tapferen Mitspieler nach wenigen Stunden direkt per Notarztwagen in die Inselklinik, wo er weitere 14 Tage stationär verbleiben musste. Ein Dreifach – Hoch auf die ambulante Chirurgie. (Auch an dieser Stelle, Dir, lieber Jörg, weiterhin alles Gute und gute Genesung. Du gewinnst die Klage und wir übernehmen die Arztpraxis als neues Basislager!!!).
Mit gedämpfter Stimmung verbrachten wir den Abend mit Pizza, Bier und Wein auf Zimmer und schauten gemeinsam das CL-Endspiel zwischen Bayern und Chelsea.
Trevor jubelte beim Ausgleichstreffer der Engländer zu laut und wurde auf die Terrasse geschickt. Zur Strafe durfte er erst nach dem Londoner Sieg wieder ins Zimmer.
Am Sonntag ging es dann wieder Richtung Heimat, aber erst, nachdem es Alex als Einzigem gelungen war, den Rauchmelder auszuschalten. Gut, dass wir ihn studieren lassen haben.
In Hamburg und Bremen waren immer noch keine Kofferrollbänder installiert worden, was angesichts der zurückliegenden harten Tage doppelt heftig ins Gerüst haute. Aber letztendlich kamen wir wieder gut zu Hause an und planen die nächste Reise (Helgoland), die unter dem Motto stehen wird:
„Modellieren mit Kartoffelsalat an der Langen Anna“.
Fazit: Uwe ist als ‚Kümmerer‘ für alle weiteren Fahrten fest eingebucht
Bei Bahnfahrten ab 2417 Personen braucht man nichts zu bezahlen, sondern kriegt 50.- € raus
Meeresbiologinnen haben keine Ahnung von Regenwürmern
Es gibt auch undichte Dänen
Wenn die Melone scheiße schmeckt, dann einfach drehen
Wenn das Eierwasser überkocht, einfach die Herdplatte runterdrehen, Björn!!!!!
Und der Hase hatte wieder keine Mütze auf.........
In diesem Sinne, Euer Berichterstatter,
Kalle
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